1910 – 1919: Das erste Jahrzehnt: Schwere Zeiten

Als im Jahre 1910 einige junge Leute, damals noch Schulknaben im Alter von 12 bis 16 Jahren, mit einem mühsam erworbenen Ball zur früheren Enkheimer Sandgrube zogen, dachten sie noch nicht daran, dass aus diesen Anfängen der heutige FC Germania werden sollte. Doch die ersten Anfänge des Enkheimer Fußballsportes waren dies nicht. Bereits in den Jahren zwischen 1903 - 05 existierte in Enkheim ein Fußballclub namens „Alemannia“. Die damaligen Mitglieder mussten aber zum größten Teil aus Mangel an Verständnis von der hiesigen Einwohnerschaft ihre begeisterten Ideale für den damals noch recht jungen Fußballsport wieder aufgeben.

Die Vereinsgründung
Erst 1910 flackerte der Fußballgedanke wieder auf. Eine Anzahl jugendlicher Fußballbegeisterter fanden sich zusammen und stellten eine Mannschaft auf. Nachdem einige sogenannte Trainingsstunden abgehalten waren, wurden bereits mit viel Mut die ersten Wettspiele mit den Nachbarvereinen Bergen, Seckbach und Fechenheim ausgetragen. In diesen Orten bestanden damals schon Fußballvereine und so brachte es der Ehrgeiz der Enkheimer mit sich, auch hier einen Verein zu gründen. So entstand dann im Jahre 1911 der Fußballclub „Germania“. Nachdem die damaligen Gründungsväter sich das Gasthaus „zum Waldschloss“ als Vereinslokal ausgesucht hatten, wurde der erste Vorstand zusammen gestellt. Heinrich Becker wurde der 1. Vorsitzende der Germania. Jean Grimm nahm in Personalunion den Posten des 2. Vorsitzenden, Schriftführers und des Spielführers ein und die Kasse wurde von Hans Eichholz verwaltet.  Die Hauptarbeit wurde somit von Jean Grimm geleistet. Fleißig arbeitete er an allen Einzelheiten. Statuten mussten geschaffen werden. Hierdurch wurden die Gemeindebehörde, sowie die Einwohnerschaft von Bergen-Enkheim auf den FC Germania aufmerksam. So war es möglich die dringende Forderung nach einem geeigneten Sportgelände zu stellen, denn der Platz an der Enkheimer Sandgrube war für viele Zwecke geeignet, nur nicht zum Fußballspielen.
Die Gründungsväter:
  • Christian Babel
  • Heinrich Becker
  • Hans Eichholz
  • Jean Grimm
  • Karl Krug
  • Heinrich Meffert
  • Heinrich Pohl
  • Fritz Volz

Der erste Sportplatz
Nach vielen Mühen und manchen umsonst gemachten Gang, wurde schließlich die Genehmigung erteilt, auf der Waldwiese, südlich der heutigen Borsigallee, zu spielen. Besonders zu erwähnen ist, dass die Genehmigung erst dann erteilt wurde, nachdem das Grünfutter von der Wiese geerntet war.

Ein geregelter Spielbetrieb wird aufgenommen
Jetzt war es schon so weit, dass man wirklich auch einmal einen auswärtigen Gegner empfangen konnte. Die Germania, die aber damals noch nicht dem Süddeutschen Fußballverband angeschlossen war, konnte somit nur gegen einen Nichtverbandsverein Spiele austragen. So kam es, dass zum Eröffnungs- und Platzeinweihungsspiel die Fußballmannschaft des Jünglingsvereins der Luthergemeinde Frankfurt am Main verpflichtet wurde. Ein verdienter Sieg von 3:1 für Enkheim war das Ergebnis. Auch gegen andere Vereine, z.B. FC Union Frankfurt und dem Athletik- Sportclub aus Bischofsheim, wurden laufend Spiele ausgetragen. Aber der Hauptgegner im Laufe der ersten zwei Jahre blieb die Fußballmannschaft des Jünglingsvereins mit nicht weniger als 17 Wettspielen. Diese Tatsache kann man sich unter der Berücksichtigung der heute bestehenden Verhältnisse kaum noch vorstellen. Immerhin hatte der rege Spielbetrieb zwei große Vorteile, nämlich, die Leute förderten langsam ihr Können, und was weit wichtiger war, das allgemeine Sportinteresse wurde gehoben. Angespornt durch die Spielerfolge und das langsame Emporkommen des Vereins, traten nun auch einige ältere Personen dem Verein bei. Leute wie W. Krebs und Jakob Puth übernahmen schließlich die Führung des Vereins. Unter der umsichtigen und weitblickenden Führung dieser beiden, besonders jedoch von Krebs, damals Sportmeier genannt, war es schließlich möglich, dass bis zum Februar 1914 nach und nach alle älteren Enkheimer Spieler, welche in den Nachbarvereinen Sport trieben, zur Germania stießen. Nun kam der zweite große Aufschwung. Nicht nur spielerisch war jetzt die Germania stärker geworden, sondern es standen auch mehr ältere Leute zur Vereinsmitarbeit zur Verfügung.

Beitritt zum Süddeutschen Fußballverband
Ein Ereignis überstürzte das andere. Die sofort eingereichte Anmeldung in den Süddeutschen Fußballverband wurde sehr rasch genehmigt und schon stieg an Ostern 1914 die 2. Platzeinweihung auf dem Sportplatz am Waldende. Nach viel Mühe brachte es W. Krebs fertig, als Gegner die Reserve Mannschaft des 1. Hanauer FC 1893 zu verpflichten. Diese trat sogar noch mit zwei Spielern aus der 1. Mannschaft an. Übernatürlich große Plakate, die ersten übrigens welche in Enkheim gedruckt wurden, kündeten das Spiel an. Obwohl die Hanauer taktisch und technisch überlegen waren, konnte die Germania dieses schöne Spiel mit 2:1 für sich entscheiden.

Ein neuer Sportplatz
Bald zeigte sich, dass auch der Sportplatz am Waldende als ungenügend anzusehen war. Wiederum wurde an den Gemeindevorstand herangetreten. Nach vieler Mühe bekam die Germania schließlich einige Gemeinde-Waldäcker zur Verfügung gestellt, während die übrigen Äcker von einigen Privatleuten für wenig Geld gepachtet wurden. Jetzt waren alle Mitglieder vor einer wirklich großen Aufgabe gestellt, denn das Ackerland musste einigermaßen planiert werden, um es einen Spielfeld ähnlich zu machen. Die ersten vorschriftsmäßig hergestellten Torpfosten, durch den Holzhändler auf Kredit zur Verfügung gestellt, waren bald eingerammt. Manchen Schweißtropfen musste hier der Ackerboden aufnehmen, denn es war nötig einen ganzen Waldacker von Schwarzdornen zu befreien. Diese wurden nachts abgemacht und noch vor Morgengrauen fortgeschafft. Den jungen Leuten ging damals ein alter Fußballanhänger, nämlich der Vater der Brüder Grimm, mit gutem Beispiel voran. Denn, wie er sonst unermüdlich die Bälle reparierte, so war es auch hier bei der Schaffung eines neuen Sportplatzes. Leider kam es nicht zu den langersehnten Verbandsspielen, welche im Herbst beginnen sollten.

Der 1. Weltkrieg
Schon am 31. Juli 1914, als der erste Weltkrieg ausbrach, mussten alle berechtigten Hoffnungen auf eine evtl. Meisterschaft begraben werden. Der Kriegsbeginn bedeutete einen Rückschlag für die Germania. Die älteren Mitglieder mussten sich größtenteils sofort dem Vaterland zur Verfügung stellen und wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Für die jüngeren Mitglieder galt es nun, den Verein und damit das bis jetzt Erreichte am Leben zu erhalten. Hier haben sich besonders folgende Personen verdient gemacht: Wilhelm Thomas Krebs, Jean Grimm, Heinrich Krug und Christian Babel. Infolge der allgemeinen, während des Weltkrieges eingetretenen Lebensmittelknappheit, wurde dem Verein der Sportplatz wieder abgenommen und das Gelände abermals als Ackerland benutzt. Trotzdem wurde der Spielbetrieb nicht abgebrochen, denn Bergen und Fechenheim stellten dankenswerter Weise abwechselnd ihre Sportplätze den Enkheimern zur Verfügung. Leider verlor die Germania im Laufe des 1. Weltkrieges die Gründungsmitglieder Hans Eichholz und Heinrich Pohl, aber auch verdiente Mitglieder wie W. Krebs und Jakob Puth mussten in diesem Krieg ihr Leben lassen.

Nach Kriegsende: Erneut ein neuer Sportplatz
Nach dem 1. Weltkrieg ging man dann sofort daran einen neuen Sportplatz zu bauen. Die Gemeinde Bergen-Enkheim ließ damals sogenannte Notstandsarbeiten durchführen. Hierunter fiel auch das Abholzen von Waldgelände zur Errichtung eines neuen Sportplatzes am Walde. Hiervon profitierte natürlich die Germania und viele der jüngeren Spieler dachten damals: Endlich wieder ein Sportplatz. Aber das Gelände, welches der Germania kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, musste erst einmal für den Spielbetrieb hergerichtet werden. Der Boden war sehr nass und stand bei jedem größeren Regen fast immer durchwegs unter Wasser. Wieder galt es innerhalb der Germania-Gemeinschaft den nötigen Idealismus unter Beweis zu stellen. Fleißige Hände der vielen Helfer haben hier Monate, ja sogar Jahre gearbeitet. Unzählige Fuhren Grund wurden herbeigeschafft und mancher Kubikmeter Schlacken diente außerdem der Trockenlegung und Planierung. Ferner wurden quer über den Sportplatz notwendige Entwässerungsgräben angelegt. Nachdem nun das vorgesehene Gelände umgegraben war, stellten sich einige Enkheimer Bauersleute zur Verfügung, welche die Fläche einige Male durch eggten und walzten. Bald waren auch die Tore in den Boden eingerammt und die Spiele konnten beginnen und beidem starken Bedürfnis Fußball zu spielen, nahm man den schlechten Platz gerne in Kauf. Zu dem alsbald angesetzten Eröffnungsspiel konnte die 1b-Mannschaft (Reserve) von Eintracht Frankfurt, in der damals die bekannten Ligaspieler Schneider und Lulu Neureuther mitwirkten, verpflichtet werden. Alle ortsansässigen Vereine wurden hierzu eingeladen. Desgleichen der Kreis- und Gauvorstand des Verbandes, ja sogar der damalige Vorsitzende des Süddeutschen Fußballverbandes, Amtsgerichtsrat Dr. Lothar Popper war erschienen. Voll Stolz und Zuversicht ging es gegen die Frankfurter Eintracht, die den Zuschauern eine wahre Demonstration des guten Fußballspiels vorführte und mit 2:0 gewann.
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