Eine Auswahl der im Weltmeisterjahr 2014 geborenen Germanen nahm am letzten Wochenende an der diesjährigen Mini-WM in Rödermark-Urberach teil. 32 F-Junioren-Teams der Region messen sich dabei über zwei Tage in der Rolle der echten Teilnehmernationen. Wie bei so manchen Sommerturnieren waren auch hier noch 2013er-Teams als F-Junioren zugelassen, was die 2014er-Teams vor besondere Herausforderungen stellt. Wir gingen in Gruppe C als Mexiko ins Rennen gegen Polen (Makkabi), Argentinien (KSV Urberach) und Saudi-Arabien (SV Münster).
Noch bevor die Auslosung Mitte Mai stattfand, begann unser Projekt Mini-WM, denn es galt aus Spielern beider 2014er-Mannschaften ein Team zu formen und sich auf die Spielform 6+1 einzustellen. Dabei sollte der normale Spiel- und Trainingsbetrieb nicht beeinflusst werden, denn leider konnten nicht alle Spieler für die Teilnahme nominiert werden. So fanden an vier Samstagen Zusatztrainings und ein Testspiel statt, indem der Fokus auf Teambuilding, Mut und Zusammenspiel gelegt wurde; zusätzlich eine Einheit Torwarttaktik, um auch hier gut vorbereitet zu sein.
Nach der Auslosung waren dann auch die Eltern gefordert, denn es gab einen Publikumspreis zu gewinnen: Wer sind die originellsten Fans? - Mexiko ist auf jeden Fall ein gutes Los in dieser Hinsicht.
Um es vorwegzunehmen: Es hat nicht ganz zum Sieg gereicht, auch wenn wir gesanglich mit „La Cucaracha“, „Speedy Conzales“ und „Fiesta Mexicana“ weit vorn waren. Verdienter Publikumssieger wurde der Senegal, der neben dem Anfeuern seines Teams auch noch Spenden für das SOS-Kinderdorf im Senegal sammelte und uns in der Vorschlussrunde zusätzlich anfeuerte.
Nun zum eigentlichen Turnier: Am Samstag standen die drei Vorrundenspiele, die Eröffnungsfeier mit Einmarsch der Nationen unter dem Klang der Nationalhymnen sowie das Achtelfinale auf dem Plan. Der Turniermodus sah vor, dass sich jeweils die beiden Erstplatzierten für die Finalrunde um die Ränge 1 bis 16 und die beiden anderen Platzierten für die Trostrunde (17 bis 32) qualifizieren. Wir starteten gegen Polen ins Turnier, spielten stark und auf Augenhöhe mit, bekamen aber leider 30 Sekunden vor dem Abpfiff die Kugel nicht rechtzeitig geklärt. Die 0:1-Niederlage sollte sich im weiteren Verlauf aber noch als Vorteil entpuppen, denn Polen gewann auch die beiden Folgepartien und zwar deutlicher. Die anderen Spiele gingen jeweils 1:1 unentschieden aus, somit entschied das bessere Torverhältnis für uns - Qualifikation für die Top 16.
Im Achtelfinale wartete mit Frankreich, im echten Leben das 2013er Team des gastgebenden FC Viktoria Urberach, der Gruppensieger D. Leider konnten unsere Jungs die körperliche Überlegenheit des Gegners nicht kaschieren und kassierten recht schnell drei Gegentore. Danach waren wir im Spiel, schafften aber kein eigenes Tor mehr.
Auch wenn die Final- und die Trostrunde im KO-Modus ausgetragen wurden, durften sich die Unterlegenen anschließend untereinander messen. - Jeder Platz wurde ausgespielt, für uns ging es somit noch um 9 bis 16. Diese Aussicht ließen die kurzzeitig geknickten mexikanischen Dahlien wieder in voller Blüte erstrahlen. Oder war es vielleicht doch nur die Frage: „Wer hat Bock auf Eis?“ Jedenfalls endete der erste Turniertag mit dieser leckeren Erfrischung.
Am Sonntag wartete mit Ecuador (JFV Dreieich) das nächste ältere Team, das vorher gegen den späteren Finalisten USA unterlegen war. Auch hier hieß es am Ende 0:3, diesmal war das Chancenverhältnis aber ausgeglichener und die Köpfe blieben oben. Kurz darauf das nächste Spiel gegen Dänemark (2014er der TS Ober-Roden) im so bezeichneten Kleinen Halbfinale um die Plätze 13 bis 16: Spielerisch gut, jedoch überhastet im Abschluss blieb es beim 0:0 in der regulären Spielzeit - der Moment der Torhüter war gekommen: 8m-Schießen mit je fünf Spielern. Dänemark beginnt und kann unseren Schlussmann nicht überwinden; wir treffen. Dänemark versucht es erneut und scheitert auf die gleiche Weise; wir treffen. Dänemark setzt seinen ersten Treffer; wir nageln die Kugel gegen die Querlatte - 2:1 nach 3 Schützen. Dänemark versucht es erneut und scheitert; wir verwandeln sicher. - 3:1 ist mit dem fünften Schützen nicht mehr einzuholen. - Der Jubel stand der großen WM vermutlich in nichts nach. An das aufmunternde Abklatschen mit den Dänen dachten die Jungs dennoch. Dann ging es ab zu den Fans, die zusammen mit den Senegalesen die komplette Spielzeit einen Gassenhauer nach dem anderen darboten.
Bis zum Finale um Platz 13 war dann noch einiges an Zeit zu überbrücken, denn die weiteren Halbfinals und die Finals der größeren Platzierungen standen noch aus. Die Mittagspause hatten die Fans, die gleichzeitig auch als Team hinter dem Team fungierten, wie schon tags zuvor perfekt vorbereitet, sodass die Spieler nur ins Teamquartier einrücken brauchten. Gestärkt und gesättigt wurden dann noch die Tombola-Lose gegen die Preise eingetauscht und mit diesen sogleich gespielt - eine gute Ablenkung vom Fußball.
Irgendwann war es dann aber an der Zeit, die Konzentration wieder auf das runde Leder zu lenken. Mit Südkorea (SV Nieder-Olm) wollte uns ein weiteres älteres Team den 13. Platz streitig machen. Wir zeigten von Beginn an keine Scheu, übernahmen das Heft des Handelns nach vorn und sicherten gleichzeitig gut ab. Einen Eckstoß direkt zu verwandeln, ist dann natürlich auch Glück, die Führung war jedoch insgesamt nicht unverdient. Und in der Folge mit der Führung im Rücken blieb die mexikanische Spielweise bestimmend. Dies änderte sich auch nicht, nachdem etwa bei der Hälfte der Spielzeit die vier Bankspieler als Block eingewechselt wurden - das Team war gefestigt, die Abläufe für F-Junioren sehr routiniert.
Es gab dann doch den einen Moment der Unachtsamkeit und der Ball landete zum Ausgleich im langen Toreck - die nächste Bewährungsprobe für die mexikanischen Germanen. Die Stille hielt nur kurz, dann verlagerte sich die Partie wieder mehrheitlich in die asiatische Hälfte, lautstark unterstützt durch „So schnell ist keiner irgendwo, Speedy-bi, Speedy-bo, ...“ von Außen. Der Gesang wurde jäh unterbrochen von „Hey!“- und „Foul!“-Rufen, die den Anhängern über die Lippen rutschten, als kurz vor Spielende ein grünes Trikot unsanft auf Festigkeit gecheckt wurde. Das Material hielt stand, der Winkel zum Tor war jedoch spitz, aber nicht zu spitz zu versuchen, den Freistoß unter die Latte zu hämmern - die Diskussion um die Torgröße ist im Kinderfußball ja längst im Gange. Wenn die Mauer dann noch löchrig ist, kann dem Torjubel nur die Stellung des eigenen Fußgelenks im Wege stehen. - Bämm! Drin war das Ding! - Endstand 2:1 und Platz 13.
Mit einem Sieg zum Abschluss fällt das Fazit üblicherweise leicht. Davon unabhängig haben sich die Jungs als Team gefunden, Aufgaben und Herausforderungen vom ersten Training bis zum Finalspiel gemeinsam angenommen und gemeistert - sie teilen nun einen gemeinsamen Weg voller Erfahrungen, das Mexiko-Trikot verbindet sie. Bei alledem ging der Spaß nicht verloren. Und Bock auf Eis haben sie vermutlich immer - auch auf italienisches. ;-)
Zwischen dem Eis und der großen Siegerehrung stand noch das Finale um den Mini-Weltmeistertitel an, USA gegen Portugal. Die Einlaufzeremonie mit dem Verlesen der Spielernamen und den Nationalhymnen und das Spiel selbst verfolgten die meisten Jungs andächtig auf dem Rasen nahe zum Teamquartier; manch einer könnte nun davon träumen, eines Tages ganz dabei zu sein.
Als germanische Mexikaner waren im Einsatz:
Amin, Fabio, Franz, Henry, Julian, Julius, Leon, Mijo, Philipp, Raphael, Zino